AutorInEin Beitrag von Henning v. Stoltzenberg
Die Linke.Liste
Die Linke Kreisverband Oberhausen
10.07.2017

DIE LINKE.LISTE Oberhausen für Einbeziehung von Geflüchteten bei Erstellung der Hausordnung

 Auf der vergangenen Ratssitzung hat sich der Stadtverordnete Lühr Koch gegen die Hausordnung in der Gemeinschaftsunterkunft Gabelstraße gewandt und einen alternativen Verfahrensvorschlag gemacht. Wir dokumentieren die Rede im Wortlaut:

Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren!

 Vielen Dank für Ihren Sachstandsbericht, Frau Münich. Bitte erlauben Sie mir, eine kurze Gegendarstellung zu geben:

…. manchmal wünschte ich mir, ich hieße Trappatonni! „Was erlaube Verwaltung?!“

Vermutlich kennt jeder diese dreieinhalb Minuten geballte Wut, die der damalige Trainer des FC Bayern der Öffentlichkeit entgegenschleuderte.

Am Morgen des 15. Juni fand ich in der Gemeinschaftsunterkunft Gabelstraße einen Aushang mit der Überschrift „Hausordnung“.
Was ich dann las, machte aus mir einen Trappatoni mit einer wesentlich höheren Halbwertzeit. Freuen Sie sich, dass sie nicht in meiner Nähe waren!
Abgesehen von der doch sehr dummen, angeblich einfachen Sprache, offenbarte sich auf 3,5 Seiten eine Mentalität, die ich lange überwunden glaubte. Sofort waren die Jugendherbergshausordnungen wieder präsent, die Anfang der 60ger aushingen, aber schon vor dem Krieg geschrieben worden waren.
Nichts von dem Ziel der Integration war zu lesen, das sogar lt. Unserem Bundesinnenminister immer zwei Seiten betrifft. Und was war oder ist mit rechtlichen Fragen?

Letztendlich wurde diese „Hausordnung“ am letzten Mittwoch außer Kraft gesetzt, ein kurzfristig anberaumter Workshop mit dem Netzwerk Oberhausener Geflüchteten-Initiativen hat am letzten Freitag damit begonnen, eine Hausordnung zu erstellen, und immerhin  bis zum Absatz 3 gekommen.

Versprochen war das gemeinsame Erarbeiten dieser Hausordnung sowieso. Und wie ja auch im Gewaltschutzkonzept richtig beschrieben, sollte diese dann mehrsprachig vorliegen und den Beteilgten erläutert werden. Auch daran waren, so war das Verständnis des Ehrenamtes, die Initiativen zu beteiligen.

Das Gegenteil war der Fall – Knall auf Fall wurde NOGI am 14. Juni eine Hausordnung präsentiert. Gemeinschaftlicher Protest war die Folge. Am Ende der Diskussion standen zwei Aussagen: Die erste: „Es wird alles nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird!“, die zweite“ Lassen Sie es uns doch einfach mal 2 Wochen ausprobieren.“ Völlig perplex gingen die NOGI-Leute nach Hause.

Denn –wenn alles nicht so heiß gegessen wird, was sollte dann ausprobiert werden? Ob die Hausmeister ihre Sympathie gleich verteilen? Was wäre denn geschehen, wenn irgendetwas vom Hausmeister nicht so ernst genommen worden wäre und es wäre tatsächlich etwas geschehen? Der Hausmeister wäre der Dumme gewesen. Ich will das gar nicht weiter ausführen, weil sich ganz sicher alle hier dieselben Gedanken über derartige Aussagen machen.

Es gab die Kritik, dass die Politik eingeschaltet worden sei. Ja und nein – ich war nun einmal vor Ort am 15. Juni. Damit war die Politik eingeschaltet.
Die weitere Kritik, dass der Brief direkt an den Oberbürgermeister gerichtet worden sei.
Frau Münich, ein BON-Mitglied hat Ihnen am 16.06. einen entsprechenden Brief geschickt, dessen Eingang immerhin bestätigt wurde. Als nach 5 Arbeitstagen noch keine Reaktion aus ihrem Hause kam, hat sich der BON dann dazu für den Oberbürgermeister als Adresse entschieden.. Weil eine schnelle Reaktion für nötig erachtetet wurde. Diese Reaktion hat es dann relativ postwendend gegeben. So sieht es jedenfalls für die Briefschreiber aus.

Noch einmal: Niemand ist gegen eine Hausordnung. Aber wir, DIE LINKE.LISTE-Fraktion treten dafür ein, dass gerade die Geflüchteten und die Ehrenamtler bei der Erstellung mit ins Boot genommen werden. Eine Hausordnung, geschrieben in einem Ton, der z.B. deutlich macht, dass die Angst der Bewohner vor Terroranschlägen mindestens genauso groß ist wie bei den übrigen Bewohnern dieses Landes. Der die unglaublich schwierige Aufgabe anerkennt, eine von einer 6-köpfigen Familie bewohnte Miniwohnung sauber zu halten und pfleglich zu behandeln. Und das alles mit einer nicht durch sie herbeigeführten Flucht im Kopf!

Willkommen in Oberhausen bedeutet eben auch, mit allen gemeinsam zu leben und füreinander einzutreten.

 

 

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