AutorInEin Beitrag von Lühr
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Die Linke Kreisverband Oberhausen
08.01.2019

Leserbrief an WAZ/NRZ: Vielfalt contra Einfalt

Wieder eine tolle Idee der Menschen bei kitev, denke ich, als ich den Lokalteil dieser Zeitung Mitte Dezember aufschlage. Zwei Schriftzüge wurden auf dem Dach des Hochhauses an der Friedrich-Karl-Straße weithin sichtbar angebracht, nachts sogar beleuchtet. Ich muss an das lange Zerreden anderer Kunst-Ideen in der Vergangenheit denken und freue mich noch mehr über dieses schöne vorweihnachtliche Geschenk für Oberhausen! „Glück auf!“, zwei Worte, die ich mit meinem norddeutschen Migrationshintergrund erst lernen musste. Sie passen gut zum zweiten Teil: „Vielfalt ist unsere Heimat“. Denn ohne Vielfalt wäre die­se Erde nicht das was sie ist. Ohne Vielfalt hätte es, lokal gesehen, keine Kohle und keine Stahl­industrie gegeben – damit auch kein Oberhausen. Kann jemand etwas gegen dieses Geschenk haben? Offensichtlich, denn ein vielfältiger (!) Shit-storm schlägt mir ungebremst entgegen, als ich mich in die ebenso vielfältigen wie einfältigen sozialen Netzwerke begebe. Offensichtlich hätten es manche lieber einfältig, auch wenn sie Worte wie z.B. „Kultur“ in unge­wohnt vielfältiger Weise schreiben. Und ich weiß sofort, aus welcher Ecke das kommt, noch bevor das erste Mal gegen „Multi-Kulti“ gewettert und das Ende der Zivilisation beschrien wird. Aber das ist so in diesen Medien, weswegen ich mich schon lange nicht mehr darüber aufrege. Ich fahre lieber mit der Bahn nach Mülheim und freue mich bei der Hin- und Rückfahrt über diese schöne Idee von kitev. Tage später fühlt sich diese Zeitung bemüßigt, das Thema noch einmal hoch zu kochen. Die Frage wird gestellt, wieso denn diese Idee einfach so umgesetzt werden konnte. Und dazu geben Men­schen aus Verwaltung und Politik Sätze zum Besten, die mich teilweise fassungslos machen. Natür­lich ist es immer gut, miteinander zu reden. Aber ist es der CDU-Fraktionschefin nicht klar, wessen einfältigen Argumenten sie da aufsitzt, wenn sie sich darüber beklagt, sie bzw. die Politik seien vor­her nicht informiert worden? Und unser Oberbürgermeister, den ich bestimmt nicht einfältig nennen würde, bittet die Dezernate um Auskunft zu den Abläufen? Ausgerechnet die CDU, denke ich, die doch sonst immer so für freie Ideen und Märkte kämpft, will plötzlich genau bei der Kunst, die von Freiheit und Vielfalt lebt, die Abläufe regulieren? Ja, natürlich hätte ich gerne Beifall geklatscht, als die Schriftzüge installiert wurden. Nur deswegen wäre wahrscheinlich auch Herr Runkler lieber vorher informiert worden. Doch immerhin ist die Botschaft für ihn wichtiger und da will ich ihm gerne Recht geben. Nein, kein Mensch braucht eine solche Diskussion, denke ich,  während ich wieder zum Dach hin­aufschaue. Die netten Menschen bei kitev wollten uns einfach überraschen und das ist ihnen super gelungen. Danke schön! Ist es vermessen, sich mehr solcher „frohen Botschaften“ zu wünschen? Das wäre mein persönlicher Wunsch für das Jahr 2019.   Oberhausen, 31. Dezember 2018   Stadtverordneter Lühr Koch DIE LINKE.LISTE, Fraktion im Rat der Stadt

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