AutorInEin Beitrag von David
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Die Linke Kreisverband Oberhausen
08.05.2020

VVN-BdA: Gedenkveranstaltung zum Tag der Befreiung

Vor einhundert Jahren, am 13. März 1920 putschten Teile der Reichswehr und Freikorps-Soldaten die demokratisch gewählte Regierung der jungen Weimarer Republik. Der deutschnationale Politiker Wolfgang Kapp und der Reichswehrgeneral von Lüttwitz ernannten sich selbst zu einer „Regierung der Tat“. Die Reichsregierung aus SPD, Zentrum und DDP floh vor den Putschisten. Die Folge war der Ausruf des größten Generalstreiks der deutschen Geschichte. Mehrere tausend Arbeiter*innen bewaffneten sich, griffen die Putschisten an, entwaffneten rechte Bürgerwehren und bildeten Vollzugsräte, zur Bewahrung der öffentlichen Ordnung. Der konterrevolutionäre Putsch musste sich nach 100 Stunden am 17. März 1920 geschlagen geben.

Unter dem Eindruck dieser historisch einmaligen Ereignisse trafen sich wenige Tage später Vertreter*innen der SPD, USPD und KPD in Hagen zu einer Konferenz. Sie forderten die Auflösung der Reichswehr, die Entwaffnung der Polizei und der reaktionären Einwohnerwehren zugunsten einer Arbeiterwehr.

Im ganzen Ruhrgebiet entwaffneten nun Arbeiter*innen die lokalen Einwohnerwehren, die von Kapp dazu aufgerufen wurden, den Putsch zu verteidigen. Die Arbeiter*innen wollten nicht zurück zu einer Republik, in der es rechtsnationalen Putschisten möglich ist, die Demokratie außer Kraft zu setzen. So entstand die Rote Ruhrarmee, die ca. 50.000 Mitstreitende umfasste.

Doch blutig nahm die Reaktion an den Arbeiter*innen Rache. General von Watter, der bereits von Kapp nach dem Putsch als Befehlshaber des 6. Befehlsbereichs der Reichswehr bestätigt wurde, lieferte sich Kämpfe mit der Ruhrarmee. Zuerst um den Putsch zu verteidigen, dann im Auftrag der sozialdemokratischen Reichsregierung, um die Rote Ruhrarmee niederzuschlagen. So kam es dass im April 1920 Freikorpssoldaten Arbeiter dazu zwangen ihre eigenen Gräber zu schaufeln, bevor sie sie erschossen.

Viele der Freikorpssoldaten ritzten sich zu diesem Zeitpunkt bereits das Hakenkreuz auf ihren Stahlhelm. Neben schwarz-weiß-rot, war es das Haupterkennungszeichen der reaktionären Gegner der Weimarer Republik, bevor es schließlich das Zeichen des Nazifaschismus wurde.

Heute ist vielen nur wenig über die Ereignisse im März 1920 bekannt. Viele Auflagen von Geschichtsbüchern sprechen von einer spartakistischen Verschwörung gegen die Republik, die den Putsch nur zum Anlass genommen habe, um loszuschlagen. Aber tatsächlich war der Ruhraufstand eine breite Bewegung gegen den Putsch von Rechts. Geschichtsrevisionismus hat versucht, das vergessen zu machen. Eine historisch wissenschaftliche Aufarbeitung hat es in der BRD erst mit der Arbeit von Erhard Lucas gegeben, der in den drei Bänden „Märzrevolution 1920“ die Ereignisse kritisch aufarbeitet. In meinem Geschichtsunterricht, den ich am Gymnasium genossen habe, nahm der Kapp-Putsch nur eine Randnotiz in der Geschichte der Weimarer Republik ein. Kein Wort über die Ereignisse in den Folgewochen im Ruhrgebiet.

Erschreckenden Umgang mit der Geschichte kennen wir aber nicht nur von alten, sondern auch von neuen Rechten. Wir treffen uns heute zum Tag der Befreiung vom Faschismus. Die VVN/BdA fordert den 08. Mai zu diesem Anlass mit einem Feiertag zu würdigen. Gauland, dem Ehrenvorsitzenden der AFD fällt dazu nur ein , dass der 08. Mai

auch ein Tag der absoluten Niederlage [war], ein Tag des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von Gestaltungsmöglichkeit“

Das Zitat spricht für sich. Auf wessen Seite der Geschichte sich Gauland hier sieht, ist klar und erinnert uns in trauriger Weise daran, dass die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln unsere Losung bleiben muss.

Nie wieder Krieg!

Nie wieder Faschismus!

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